Baumschutz auf Baustellen, Baumbeurteilung: Belagsschäden durch Ahornwurzel

Baumschutz auf Baustellen: Teil 2

Problematik

Die meisten Konflikte zwischen Bauvorhaben und Baumschutz zeichnen sich aus Sicht des Baumsachverständigen bereits im Vorprojekt deutlich ab. Seitens der Bauplanung sind sie aber nur ansatzweise oder gar nicht erkennbar. Das ist soweit verständlich, schliesslich ist die konventionelle Planung hauptsächlich bautechnisch orientiert. Allerdings werden dadurch allfällige Probleme nicht selten bis in die Bauphase übernommen, weshalb sie früher oder später wiederauftauchen und bei Bauleitung bzw. Bauherrschaft für Unsicherheit und zusätzlichen Aufwand sorgen.

Je nach Sachlage kann sich dadurch der Bauablauf verzögern, da zunächst der Sachverhalt abgeklärt werden muss. Das gilt vor allem dann, wenn es sich um Bäume Dritter handelt. Sind bereits durch die Bautätigkeit Schäden am Gehölz entstanden, müssen nicht eingeplante Sofortmassnahmen organisiert und deren Fertigstellung abgewartet werden.

Wir wissen es alle: Keine Baustelle ohne Überraschungen. Damit sind häufig Projektanpassungen verbunden, die sich immer öfter zulasten des örtlichen Baumbestandes auswirken. Deshalb ist es wichtig, Bäume schon in frühste Planungsphasen miteinzubeziehen. Nur so ist es möglich, erforderliche Projektanpassungen mit dem Baumerhalt zu vereinbaren. Der Bau soll schliesslich reibungslos verlaufen und nicht wegen eines Baumes oder dessen Teile erschwert werden. Viele Konflikte lassen sich im Vorfeld problemlos vermitteln. Das setzt aber voraus, dass diese vor dem ersten Spatenstich erkannt, diskutiert und abgewogen werden.

Baumschutz ist immer eine Investition in die Zunkunft

Eines steht unwiderruflich fest: Die meisten Bäume sind wesentlich langlebiger als sämtliche infrastrukturellen Konstruktionen und Gebäude. Wenn man so will, sind sie auch deutlich weniger unterhalts- und kostenintensiv. Schliesslich müssen Bäume nicht regelmässig einer teuren Generalsanierung unterzogen werden. Das ist zwar ganz hervorragend, doch dies ändert sich sehr schnell, wenn äussere Faktoren negativ auf Bäume einwirken.

So ist beispielsweise seit vielen Jahrzehnten an vielen Standorten eine Verkürzung der Eingriffsintervalle im Wurzelraum durch Sanierungs- oder Umstrukturierungsarbeiten feststellbar, die sich alleine schon durch unsere moderne Lebensweise ergeben. Mit Veränderungen am Standort ist automatisch eine Störung der Gehölzvitalität (= Lebenstüchtigkeit) verbunden und leitet eine äusserst sensible Lebensphase ein, die je nach Ausgangskonstitution mehrere Jahre andauern kann. Während dieser Zeit sind Gehölze gegenüber Schadorganismen sehr empfänglich. In vielen Fällen erfolgt eine starke Totholzausbildung in der Krone, was wiederum aus Sicherheitsgründen mehr Pflegeaufwand erfordert. Bei schweren Schäden stirbt der Baum sogar ab.

Es liegt auf der Hand, dass hierdurch zusätzliche (und vermeidbare) Kosten entstehen, die am Ende normalerweise vom Baumeigentümer getragen werden. Bei öffentlichen Bäumen wird hierfür indirekt der Steuerzahler belangt.

Es ist also zu überlegen, was heute dafür getan werden kann, um die Standortqualität dauerhaft zu gewährleisten. Denn nur so lassen sich schwere Bauschäden und wiederkehrende Konflikte durch Sanierungsarbeiten vermeiden. Demnach liegt es für jeden Bauherrn im eigenen Interesse, nachhaltige Lösungen im Umgang mit Bäumen zu wählen, wenn er gleichzeitig auch Baumeigentümer ist.